Königsspitze & Ortler.

 

1. – 5. Juli 2013. Schon oft stand ich im Angesicht von Ortler und Königsspitze. In den 80er Jahren sogar einmal kurz davor, die beiden Gipfel zu besteigen – allerdings spielte damals das Wetter nicht mit.

Diesmal war Eva und mir aber das Glück hold. Was sollte auch schief gehen, wenn wir im Ortlerhof in Sulden wohnten und unser Bergführer Kurt Ortler hieß und schon ca. 1000 Mal auf dem Ortler war?

 

Königsspitze, 3858 m

Aufbruch um 3 Uhr in der Früh von der Pizzinihütte. Bis zum Einstieg in die Rinne gingen wir mit Schneeschuhen. Die Rinne hinauf zum Königsjoch sah schlimmer aus, als sie tatsächlich war. Danach ging es die bis 45 Grad steile Flanke immer weiter hinauf. Bei jedem Schritt hieß es aufpassen. Wir waren so konzentriert, dass wir fast den grandiosen Sonnenaufgang übersahen. Ich glaube, so einen gewaltigen Sonnenaufgang habe ich noch nie erlebt.

Lange konnten wir den Ausblick aber nicht genießen, da Kurt zur Eile mahnte. Sobald die Sonne auf die Flanke schien, würde der Schnee sehr schnell weich und rutschig.

Um 6:45 Uhr standen wir schließlich am Gipfel.

Nach einer sehr kurzen Rast machten wir uns gleich wieder an den Abstieg. Im steilsten Stück der Flanke waren zwischen Auf- und Abstieg nicht einmal zwei Stunden vergangen, aber bei manchen Schritten merkten wir schon, wie der Schnee nachgab. Es war also Eile geboten. In den kurzen Pausen dachte ich an die 6 Menschen, die eine Woche vor uns an dieser Stelle in den Tod gestürzt waren …

 

Ortler, 3905 m

Auch beim Ortler hatten wir Wetterglück. Beim Aufstieg am Vortag über die Taberettahütte zur Payerhütte, 3029 m, regnete es noch leicht, auch am Abend und in der Nacht regnete es weiter. Doch am nächsten Tag wurde es zunhemend besser.

Aufbruch um 4:30.
Erst ging es von der Payerhütte über den Grat, mit Kletterstellen bis III und Querungen von Schneefeldern. Am Gletscher lag Neuschnee, am Vortag war aufgrund des Schlechtwetters niemand am Gipfel. Langsam kam auch die Sonne hervor, unter uns lag ein dichtes Wolkenmeer.

Hier oben fühlte man sich weitab der Zivilisation. Umso überraschender für mich war aber, dass ich auf 3900 m den Motorenlärm der Motorräder, die über das Stilfser Joch brausten, hören konnte!

An diesem Tag waren wir die ersten auf dem Gipfel. Erlebten wir vor zwei Tagen auf der Königsspitze einen traumhaften Sonnenaufgang, so wurden wir am Ortler mit dem Blick durch das neue Gipfelkreuz belohnt. Von der richtigen Position aus leuchtet die Sonne durch das orangerote Glas und verleiht dem Ganzen etwas Überirdisches …

Barbara Haid | Alpendiva, 21.07.2013

Impressionen

Fotos: Barbara Haid