Tondokumente zu den Schaftrieben.
Glockengebimmel, Blöken, Rufe & Pfiffe der Hirten
Tauch ein in die Klangwelt des Schaftriebs!
Die Tonaufnahmen entstammen der Doppel-CD musica alpina V & VI Ötztaler Alpen.
Diese Doppel-CD bietet einen Querschnitt durch die ältere, primär mündlich überlieferte Volksmusik im Gebiet der Ötztaler Alpen.
Mit umfangreichem Textheft, mit Übersetzungen bzw. Zusammenfassungen italienisch und englisch (160 Seiten), herausgegeben von PRO VITA ALPINA, Abteilung für Musikalische Volkskunde an der Universität Mozarteum Salzburg, Institut für Volksmusikforschung und Ethnomusikologie an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und ÖTZTAL-ARCHIV
September 2004
Redaktion, Gestaltung und Musikauswahl durch Dr. Thomas Nussbaumer
Ötztal-Archiv Schriftenreihe, Band 14/15
musica alpina ist eine CD-Reihe mit Tondokumenten der Volksmusik des gesamten Alpenraums, herausgegeben von Gerlinde & Hans Haid.
Tonbeispiele im mp3-Format
Aufnahmen: Thomas Nußbaumer, bei Kurzras/Schnalstal, Südtirol, 9. September 2001 (IMV Innsbruck, Sammlung Ötztal/Passeiertal/Schnalstal, o.Sign). Länge der Tonbeispiele jeweils ca. 30 Sekunden.
Barbara Haid | Alpendiva, 05.07.2012
CD musica alpina V, Track 1
CD musica alpina V, Track 29
CD musica alpina V, Track 33
CD musica alpina VI, Track 31
Mein ganz persönlicher Bezug zu dieser CD:
Am Zustandekommen der CD samt Booklet war ich vielerlei Hinsicht mitbeteiligt, was mich besonders freut:
- Tonaufnahmen: Im Rahmen der „Sammlung Vinschgau“ habe ich (mit Eva Forstreiter) im Jahre 1987 Feldforschungen im Auftrag des Österreichischen Volksliedarchivs durchgeführt. Ich erinnere mich noch an die tollen Erlebnisse, als wir nächtelang mit den Neujahrssängern in Planeil und Plawenn im oberen Vinschgau unterwegs waren!
- Übersetzungen: Gemeinsam mit Kolleginnen habe ich für die italienischen und englischen Übersetzungen im Booklet gesorgt.
- Layout: Eine besondere Herausforderung war es, das Booklet-Layout zu machen. Die Texte, Liedtexte, Fotos und Musikbeispiele mussten auf 160 Seiten untergebracht werden.
Hans Haid: Schafe wandern
Text aus dem CD-Booklet zu musica alpina
Gegenwärtig und wie seit Jahrzehnten, Jahrhunderten, vielleicht seit Jahrtausenden, ziehen die Schafherden von Südtirol ins Ötztal und wieder zurück; im Juni und im September, über das Timmelsjoch (2.507 m), das Hochjoch (2.840 m) und das Niederjoch (3.019 m), teilweise bis zu 1½ Stunden über die Ferner. Fallweise mussten die Schaftriebe über das 3.200 m hohe Tisenjoch (Fundstelle des Ötzi!) ausweichen. Bis 1963 wurden die Schafe auch über das Gurgler Eisjoch (3.154 m) getrieben. Bis zu fünfeinhalbtausend Schafe sind es, weiße, scheckige, braune, schwarze aus dem Passeiertal, Schnalstal, Vinschgau, Bozner Unterland.
Vier Südtiroler Schäfer aus dem Passeiertal und dem Schnalstal lassen ihre Herden nicht aus den Augen. Sie wohnen drei Monate lang in den alten Schäferhütten, der Alfons, der Toni, der Fortunat und der Willi. Auf den Gurgler und teilweise auch den Venter und Rofner Schafbergen haben die Südtiroler Weideflächen gepachtet. Im Niedertal, vom „Hohlen Stein“ bis hinauf zum Ferner und im Rofental, vom Vernagtbach bis auf das Hochjoch, stehen die Schafweiden im Besitz von insgesamt etwa dreißig Schnalser Bauern; mit einer Fläche von ca. 3.000 ha gehören Schnalser Bauern zu den größten privaten Grundbesitzern im Ötztal.
Wer einen der Schaftriebe bei herrlichem Wetter oder bei Neuschnee erlebt hat, ist beeindruckt und überwältigt. Wenn die Schafe in Zügen von dreihundert bis 2.000 Stück über die Gletscher ziehen, wenn sie in immer schnellerem Lauf im Juni zu den Weideflächen und im Herbst heimwärts ziehen, dann laufen sie, dann stürmen und hüpfen sie, und hundertfach erklingt das Gebimmel der Glocken, der kleinen Singeisen und der Schellen, ertönen die Rufe der Hirten und Treiber. Es ist archaisch, wie aus einer Welt vor viertausend oder sechstausend Jahren, kaum verändert, Teil ältester Hirten- und Nomadenkultur der Alpen bei der jährlichen „Transhumanz“, dem großen Schaftrieb über Gletscher und Jöcher. Die Aufnahme entstand am 9. September 2001, kurz bevor die Herde mit ihren Treibern und deren Hunden die Ortschaft Kurzras im Schnalstal erreicht.