Schaftrieb Ötztaler Alpen, September 2013.
2100 Schafe und 2100 Höhenmeter
Nachdem wir die Schafe im Juni drei Tage lang vom Vinschgau ins Ötztal begleitet haben, wollen wir im September wieder mit ihnen zurück. Wir planen, am Sonntag noch den Similaun zu besteigen, falls das Wetter mitspielen sollte …
Samstag, 14. September 2013
Wie jedes Jahr, startet der große Schaftrieb um 7 Uhr in der Früh. Die erfahrenen Mutterschafe wissen genau, dass es jetzt wieder los geht. Das Wetter und die Bedingungen sind gut, einem erfolgreichen Abtrieb steht nichts mehr im Wege …
Der Blick von der Seitenmoräne des von Jahr zu Jahr deutlich schrumpfenden Niederjochferners zum Similaun, die Schafe im Vordergrund, ist immer wieder beeindruckend.
In der Similaunhütte gönnen wir uns eine Pause. Die Schafe sind auf Südtiroler Seite bergab kaum zu halten. Sie sind hungrig und haben es eilig, den Rastplatz im Tisental zu erreichen. Während die Schafe rasten und fressen, wählen die Hirten den schönsten Widder und das schönste Mutterschaf aus. Die beiden Tiere werden mit Zweigen geschmückt, besonders das Schaf lässt es mit großer Geduld geschehen.
Nach dem Schaffest in Vernagt ziehen wir uns bald ins Hotel zurück – am nächsten Tag folgt eine lange Tour …
Sonntag, 15. September 2013
Wie angekündigt, ist das Wetter nicht besonders. Ob wir den Similaun besteigen können, ist nicht sicher …
Auf alle Fälle müssen wir erst einmal den ganzen Weg, den wir am Vortag mit den Schafen abgestiegen sind, wieder hinauf bis zur Similaunhütte. Dort gönnen wir uns einmal Kaffee und Kuchen. Manchmal reißt der Nebel kurz auf und lässt einen Blick auf den Gletscher zu. Die Spur auf den Similaun ist gut zu erkennen, also beschließen wir, den Aufstieg zumindest zu versuchen. Ich bin überrascht, dass wir nicht mehr über einem Firngrat zum Gipfelkreuz gelangen, sondern über Felsen. Die Ausaperung der letzten 20, 30 Jahren ist deutlich zu merken.
Lange bleiben wir nicht auf dem Gipfel. Erstens ist das Wetter alles andere als einladend und zweitens steht uns noch der lange Abstieg nach Vent bevor. Nach 2100 Höhenmeter Aufstieg nun also noch 1700 Höhenmeter Abstieg.
Das gute Abendessen mit einem Gläschen Wein im Hotel Post in Vent haben wir uns danach wahrlich verdient!
Barbara Haid | Alpendiva, 05.11.2013