In den Bergen von Andorra.
Warum nicht einmal über den Alpenrand blicken und in ein anderes Gebirge reisen? Zugegeben, Andorra zählt nicht zu den Top-Reisedestinationen der Österreicher, aber es lohnt sich! Die Anreise ist sogar überraschend einfach: Mit dem Flugzeug nach Toulouse oder Barcelona und dann direkt mit einem Bus in drei Stunden nach Andorra de la Vella. Die Hauptstadt selbst liegt auf mehr als 1000 m.
Zum Wandern eignen sich die Pyrenäen wunderbar! Es gibt viele gut markierte Wege und auch der höchste Gipfel von Andorra ist einfach zu erreichen.
Pic de Coma Pedrosa
Der höchste Berg Andorras, der Pic de Coma Pedrosa, erreicht stolze 2.942 m. Dieser Gipfel war auch mein erstes Ziel. Ein gut markierter und schön angelegter Wanderweg führt von Arinsal auf den Gipfel. Durch einen Naturpark, vorbei an wunderschönen Bergseen und durch eine farbenprächtige Herbstlandschaft. Vom Gipfel lässt sich praktisch das gesamte Land überblicken, so klein ist es. Ein bisschen fühlte ich mich wie im Ötztal. Über mir kreisten die Bartgeier, die in den Pyrenäen heimisch sind.

Blick vom Comapedrosa zum Lac Negre („Schwarzer See“)
Im UNESCO-Weltkulturerbe Vall Madriu-Perafita-Claror
Die nächsten beiden Tage führten mich in die Kulturlandschaft „Vall Madriu-Perafita-Claror“. Dieses 4247 ha große Gebiet (etwa 10 % der Gesamtfläche Andorras!) wurde im Jahre 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt. „Die Region gibt auf engem Raum ein Bild davon, wie die Menschen über die letzten 700 Jahre im Einklang mit der Natur unter den kargen Bedingungen der Pyrenäen lebten“, so die Begründung der UNESCO.
Die Gegend ist landschaftlich sehr reizvoll, es gibt schöne (Weit-)Wanderwege. Bei der (unbewirtschafteten) Hütte Refugi de Perafita öffnet sich eine weitläufige Almenlandschaft.
Überall finden sich Zeugnisse einer uralten Hirtenkultur: Trockensteinmauern, Bordas (typische alte Häuser) und Hütten. Diese Hirtenunterkünfte wurden vor Kurzem im traditionellen Stil der Trockensteinmethode restauriert.

Zeugnisse alter Hirtenkultur im Tal von Madriu
Fazit: Andorra ist ein nicht alltägliches Reiseziel, aber mit beeindruckenden Natur- und Kulturlandschaften!
Barbara Haid | Alpendiva, 29.10.2012